Stimmung

Was ist Melancholie - und hat sie auch Vorteile?

3.5.2024, 08:09 Uhr
Der Begriff "melancholisch" kommt von dem altgriechischen Wort für "schwarze Galle".

© IMAGO/Tetra Images Der Begriff "melancholisch" kommt von dem altgriechischen Wort für "schwarze Galle".

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Melancholie kennt man im Zusammenhang mit Traurigkeit, Schwermut und Niedergeschlagenheit. Aber was ist für Melancholie die richtige Definition? Welche Bedeutung steckt dahinter und was ist der Unterschied zwischen "melancholisch" und "depressiv"? Alles über die Melancholie und ihre Bedeutung erfahren Sie in diesem Artikel.

Das Wort "melancholisch" bedeutet bedrückt, betrübt, trübsinnig, schwermütig, niedergeschlagen oder auch wehmütig. Die Melancholie beschreibt das dazugehörige Substantiv. Das Wort "melancholisch" stammt vom altgriechischen Begriff "melagcholikós" ab und bedeutet wörtlich übersetzt "schwarzgallig".

Wenn man sich in einer melancholischen Stimmung befindet, ist man in einem Zustand der Niedergeschlagenheit. Oft kommen dazu wehmütige oder grüblerische Gedanken sowie eine allgemeine Nachdenklichkeit. Manche Menschen empfinden die Melancholie auch als bittersüße, sanfte Stimmung.

Menschen, die sich melancholisch gestimmt fühlen, denen ist gleichzeitig auch die Schönheit und Vergänglichkeit des Lebens bewusst. Infolgedessen genießen sie die positiven Momente in ihrem Alltag, auch wenn sie sich der Flüchtigkeit bewusst sind. Sie denken oft an schöne Momente und Erinnerungen zurück und können sich wehmütig in diesen Gedanken verlieren.

Zudem ist Melancholie keine Krankheit und nichts, was einer Therapie bedarf. Genau wie Freude, Begeisterung, Trauer oder Wut gehört Melancholie zu den menschlichen Grundstimmungen. Jeder Mensch ist allerdings unterschiedlich stark für bestimmte Gefühle empfänglich. Während manche Menschen zu einem der Gefühle besonders tendieren, gibt es andere Menschen, die dieses Gefühl selten erleben.

Im Gegensatz dazu fühlen sich Menschen mit einerDepression über einen längeren Zeitraum tieftraurig, niedergeschlagen, innerlich leer und antriebslos. Depressionen sollten von Fachärzten diagnostiziert und behandelt werden, in der Regel mit Psychotherapie und einer medikamentösen Behandlung. Somit ist eine Depression im Gegensatz zur Melancholie eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die behandlungsbedürftig ist.

Hingegen beschreibt Melancholie nur eine vorübergehende Traurigkeit, manchmal ohne einen bestimmten Auslöser. Auch wenn Melancholiker ebenfalls zu Depressionen neigen können, führt Melancholie nicht zwangsläufig zu einer Depression.

Die Symptome der Melancholie können sich unterschiedlich äußern. So ist es häufig schwer, klare Grenzen zwischen den Begriffen Traurigkeit und Melancholie zu ziehen.

Dies sind typische Symptome für Melancholie:

  • Traurigkeit: Ein Gefühl der Niedergeschlagenheit und Traurigkeit, teilweise ohne greifbaren Grund, gehört zur Melancholie dazu. Dazu kommen aber weitere Faktoren.
  • Nachdenklichkeit/Grübelei: Wer melancholisch gestimmt ist, verbringt viel Zeit mit seinen eigenen Gedanken. Dabei kann es um negative Erlebnisse und Ängste in der Zukunft gehen, aber auch um schöne Zeiten, die man vermisst.
  • Bedrücktheit: Wer melancholisch ist, fühlt ein allgemeines Gefühl der Beklemmung oder Niedergedrücktheit.
  • Pessimismus: Auch die Neigung, das Schlechteste zu erwarten oder negative Ergebnisse anzunehmen, kann ein Zeichen für Melancholie sein.
  • Innere Unruhe: Melancholische Menschen haben ein Gefühl der inneren Unruhe oder des Unbehagens, oftmals ohne erkennbaren Grund.
  • Selbstmitleid: Teilweise bemitleiden Menschen mit melancholischen Tendenzen sich auch selbst.
  • Selbstzweifel: Außerdem können Betroffene starke Zweifel an ihren eigenen Fähigkeiten haben.
  • Soziale Isolation: Wenn Menschen über längere Zeit melancholisch sind, können sie sich von anderen zurückziehen und soziale Aktivitäten meiden.

Eine melancholische Stimmung kann aber auch mit einigen Vorteile einhergehen.

Kreativität

Melancholie ist kein Dauerzustand und hängt mit der Prägung und den Charaktereigenschaften einer Person zusammen. Viele Künstler wie Musiker, Dichter, Maler oder Philosophen profitieren von ihren melancholischen Phasen. In ihnen schaffen sie einzigartige Bilder, Lieder, Zitate oder Gedichte, die von Wehmut geprägt sind und viele Menschen in ihren Bann ziehen.

In melancholischen Phasen kann die Kreativität deutlich erhöht sein. Selbst bei Leidensdruck können Künstler ihre Kreativität nutzen und ihren Gefühlen Ausdruck verleihen.

Achtsamkeit

Gleichzeitig kann Melancholie auch dazu führen, im Alltag wirklich innezuhalten. Melancholiker nehmen sich Zeit zum Nachdenken und sie beobachten achtsam ihre Umgebung. Somit wird das Leben entschleunigt. Durch Achtsamkeit können auch Probleme oder Werte genauer betrachtet und das eigene Verhalten reflektiert werden.

Mitgefühl

Melancholie kann als Folge von Mitgefühl oder Empathie betrachtet werden. Melancholische Menschen besitzen häufig eine hohe Empathiefähigkeit und können sich daher gut in die Perspektive und Befindlichkeiten ihrer Mitmenschen hineinversetzen.

Die Melancholie macht Menschen empfindsamer für die Bedürfnisse anderer und ihre Umwelt. Wenn es anderen nicht gut geht, fühlen sie sich verantwortlich. Melancholie ermutigt aber auch, dass sich Menschen für das Wohl anderer einsetzen.

Lebensbewältigung

Außerdem kann Melancholie auch eine gesunde Form der Lebensbewältigung sein. Melancholiker sind keine hoffnungslosen Optimisten, die nur Positives sehen, aber im besten Fall auch keine Menschen, die alles verdrängen oder allmählich in eine Depression abgleiten. Vielmehr sind sie Menschen, die Schattenseiten im Leben sehen und diese akzeptieren. Gleichzeitig wissen sie aber auch gerade deshalb, genau die schönen Dinge im Leben zu schätzen.

Bessere Wahrnehmung

Melancholie schärft die Wahrnehmung. Achtsame Menschen sehen mehr und achten auf kleine Details in ihrer Umgebung (sowohl Gegenstände als auch zwischenmenschliche Beziehungen). Demnach können sie Nuancen wahrnehmen, die andernfalls unentdeckt geblieben wären.

Auch wenn Melancholie bestimmte Vorteile hat, kann das Gefühl auch anstrengend sein - man will sich eigentlich lieber freuen und unbeschwert durch den Tag gehen. Häufig können die folgenden Tipps bereits dabei helfen, die Schwermut zu bekämpfen.

1) Akzeptanz

Zunächst sollte man seinen Gemütszustand akzeptieren. Das ist bei allen Gefühlen wichtig, auch wenn man diese gar nicht haben will. Wer schwierige Gefühle annimmt, kann besser damit arbeiten.

Zudem sollte man diese als Weckruf oder Alarmsignal sehen: Melancholie kann ein Zeichen dafür sein, dass uns im Leben etwas fehlt oder wir uns etwas anderes wünschen. Wenn wir Gefühle bewusst wahrnehmen und ihre Botschaft verstehen, können wir sie leichter wieder ziehen lassen.

Zudem können wir nach einer melancholischen Phase die Welt wieder aus einem anderen Blickwinkel betrachten – zum Beispiel werden die engsten Freunde, der Partner und die Familie als besonders wertvoll erachtet. Dieses Glücksgefühl kann intensiver wahrgenommen werden, wenn es traurige oder melancholische Phasen im Leben gibt.

2) Melancholie für sich selbst nutzen

Natürlich kann man die Melancholie und die damit verbundene Nachdenklichkeit auch für sich selbst nutzen und in etwas Kreatives verwandeln. Zum Beispiel kann man seine Gefühle durch selbst verfasste Gedichte, gemalte Bilder oder sogar Songtexte ausdrücken.

Dadurch beschäftigt man sich genauer mit den eigenen Gefühlen und überrascht sich vielleicht selbst damit, wie seelenvoll man Texte schreiben oder malen kann.

3) Handwerkliche Beschäftigungen

Auch handwerkliche Beschäftigungen können hilfreich sein, um den Geist zu beruhigen. Egal, ob man die Wohnung umdekorieren oder im Garten etwas Schönes pflanzen möchte - die Arbeit mit den Händen hat generell etwas Schöpferisches an sich und vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Zufriedenheit.

4) Isolation vermeiden - mit anderen Menschen treffen

Um soziale Isolation zu vermeiden und in der Melancholie nicht erdrückt zu werden, sollte man sich mit seinen Liebsten treffen. Dies können die besten Freunde, die Familie oder Bekannte sein. Durch gemeinsame Treffen wird man abgelenkt und kommt wieder auf andere Gedanken.

Manchmal reicht ein Treffen mit anderen Menschen auch schon dafür aus, dass sich die Stimmung auf einmal ändert. Das gilt gerade dann, wenn man keinen Grund angeben kann, warum man melancholisch ist, also auch keine größeren Probleme im Leben vorliegen. Die neuen Eindrücke und der Fokus auf die andere Person helfen dabei, die gedrückte Stimmung hinter sich zu lassen.

5) Natur

Auch die Natur kann gute Laune bewirken. Mit einem Spaziergang im Grünen kann man die wehmütigen Gedanken manchmal schon unterbrechen. Die Sonne, der Wind und die Schönheit der Natur wirken außerdem beruhigend.

Wer auch beim Spazieren noch grübelt, ohne es zu wollen, kann sich an einer Achtsamkeitsübung versuchen. Man betrachtet ganz bewusst ein Blatt, eine Blüte oder den Himmel und versucht, einfach nur wahrzunehmen und genau zu erfassen, was man sieht. Andere Gedanken verfolgt man nicht weiter und lässt sie ziehen. Nach einigen Minuten geht man dann weiter. Wer lieber läuft, versucht, jeden Schritt bewusst wahrzunehmen: Wie verteilt sich das Gewicht auf die Füße, wie fühlen sich die Schuhe an?

6) Licht anmachen

Vor allem im dunklen Herbst und Winter kann man schnell in melancholischen Phasen abdriften. Morgens geht man bei dunklem Wetter aus dem Haus und abends kommt man wieder, wenn es bereits dunkel ist. Nicht umsonst sehnen sich viele Menschen in der kalten Jahreszeit nach der Leichtigkeit des Sommers. Ein Grund dafür ist die Dunkelheit, da weniger Licht auf die Netzhaut im Auge trifft. Dadurch produziert der Körper auch weniger Serotonin.

Um für Licht zu sorgen, kann man eine Tageslichtlampe verwenden, die man zum Beispiel beim Lesen am Frühstückstisch verwendet. Auch bestimmte Farben können helfen, die Stimmung proaktiv zu verbessern.

Wichtig: Die meisten Tageslichtlampen müssen relativ dicht am Gesicht platziert werden, damit sie einen großen Effekt erzielen. Je weiter die Entfernung, desto länger muss die Lichtdauer oder desto höher die Lichtstärke sein. Somit spielt die Platzierung eine große Rolle. Lesen Sie hierzu genau die Gebrauchsanleitung.

7) Bewegung

Bewegung baut Stresshormone ab und schüttet gleichzeitig Glückshormone wie Serotonin und Dopamin aus. Dabei spielt es keine Rolle, ob man joggen geht, schwimmt, Fahrrad fährt, Fußball spielt oder Yoga macht.

Wer grübelt, für den sind Sportarten besonders gut, bei denen man mit voller Aufmerksamkeit dabei sein muss, beispielsweise Klettern oder Squash.

8) Sich selbst etwas Gutes tun

Um Melancholie und Schwermut zu überwinden, sollte man sich selbst verwöhnen. Daher sollte man sich regelmäßig etwas gönnen, das nicht zum täglichen Trott gehört. Das können eine Massage oder ein Saunabesuch, ein neues Buch, ein besonderes Abendessen, ein Kurzurlaub oder ein neues Kleidungsstück sein. Aber auch ohne Geldausgabe kann man sich etwas gönnen, beispielsweise ein heißes Bad, etwas Honig im sonst zuckerfreien Tee oder schöne Musik.

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